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Geschichten des Corona-Alltags

In den letzten Monaten, die geprägt waren von der Bedrohung durch den Corona-Virus und alle damit verbundenen Maßnahmen haben uns eine ganze Reihe unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger Einblick in ihren Alltag gegeben. Sie haben uns erzählt, wie sich ihr Leben verändert hat, was es schwieriger macht und was sie belastet, aber auch welche ermutigenden Erfahrungen sie machen konnten.

Die Bedrohung durch die Pandemie und deren Folgen sind noch lange nicht überwunden, aber die Beschränkungen werden wieder nach und nach gelockert und das öffentliche Leben kann unter Einhaltung strenger Hygienemaßnahmen wieder stattfinden. Damit nehmen auch die Mitteilungen aus Ustersbach im Gemeindeblatt wieder zu und die Geschichten des Corona-Alltags ab. Sie sind in den letzten Wochen nicht mehr wöchentlich erschienen, da das Alltagsleben wieder geschäftiger wird. Es liegt uns auch keine Geschichte mehr vor.
Damit schließen wir erstmal die „Geschichten des Corona-Alltags“ und bedanken uns ganz herzlich bei allen, die ihre „Geschichte“ erzählt und mit uns geteilt haben.
Luise Behringer, für den AK Dorfleben

Wir hoffen auf einen schönen Sommer und eine gute Biergartensaison

Nach dem Lockdown hatten wir das  Bräustüble die ersten Wochen komplett geschlossen, da wir hofften, dass diese „Krise“ nur von kurzer Dauer sein wird und wir auch der Meinung waren, dass die Leute ihr Essen eher dort abholen würden, wo sie es vor der Corona-Krise üblicherweise bestellten und abholen konnten. Nur Herr Hebenstiel, Pächter des Lokals, war weiterhin jeden Tag im Bräustüble und hat die Küche aufgeräumt und geputzt. Auch das Lokal wurde bis ins kleinste Detail gereinigt, alle Sitz- und Dekokissen gewaschen und für die Zeit der Öffnung vorbereitet. Das  komplette Personal war zu 100 % in Kurzarbeit. Eine andere Möglichkeit gab es zu diesem Zeitpunkt nicht.

Ich habe mich aus gegebenem Anlass sehr zügig in die anfallenden Büroarbeiten eingelesen und eingearbeitet. Das Ausfüllen der Antragsformulare für die Soforthilfe, Kurzarbeitergeld und Stundungen von fälligen Zahlungen erforderte viele Telefonate mit dem Steuerbüro, Finanzamt, Arbeitsamt und der Bank. Dies gestaltete sich manchmal nicht ganz leicht.

Wir hatten seit ein paar Wochen keinerlei Einnahmen, jedoch viele Ausgaben wie z.B. das Vorstrecken des Kurzarbeitergeldes, Kosten für Versicherungen, Strom etc. An dieser Stelle möchten wir der Brauerei ein „herzliches Vergelt’s Gott“ sagen, die uns für zwei Monate die Pacht erlassen hat. Es war ein ständiges Auf und Ab. Es gab sehr frustrierende Tage aber auch wieder Tage, an denen wir Mut schöpften. Wir bewegten uns ständig zwischen Weitermachen und Aufhören. Das Gute war, wenn einer von uns sagte „Wir schaffen es nicht!” munterte der andere wieder auf und meinte

„Doch, wir überstehen die Krise!“ So ergänzten wir uns sehr gut.

Am Wochenende vor Ostern haben wir uns dann entschlossen nun doch Essen zum Mitnehmen anzubieten, da kein schnelles Ende von Covid 19 in Aussicht gestellt wurde. Um möglichst schnell einen großen Personenkreis zu erreichen, postete es mein Sohn in den sozialen Medien wie Instagram und Facebook und veröffentlichte es auf unserer eigenen Homepage. Von Seiten der Brauerei wurde eine große Tafel mit den notwendigen lnformationen bedruckt und für den Durchgangsverkehr am Straßenrand aufgestellt. Das Angebot für „Essen to go" wurde von den Leuten sehr gut angenommen und motivierte uns zum Durchhalten. Ebenfalls auch die aufmunternden Worte der Gäste, welche uns beim Abholen ihrer Speisen viel Glück und Durchhaltevermögen wünschten, freute uns sehr.

Der Wiedereröffnung sahen wir einerseits mit Freude, andererseits aber mit sehr viel Skepsis entgegen. Es wurden Mitarbeiter/innen aus der„Kurzarbeit“ zurückgeholt, um ab 18. Mai Gäste im Außenbereich und ab 25. Mai auch zusätzlich im Innenbereich unter strengsten Auflagen bewirten zu können. Auch hier ist uns die Brauerei sehr entgegengekommen und stellte uns den Biergarten auf der gegenüberliegenden Straßenseite zur Verfügung um mehr Gäste begrüßen zu können. Hier gibt es bei schönem Wetter Getränke und Brotzeiten In Selbstbedienung.

All dies stellt uns vor große Herausforderungen, nachdem nur eine geringe Auslastung unserer Gaststätte möglich ist, dem ein erhöhter finanzieller Aufwand gegenübersteht. Es fehlen die Geburtstagsfeiern, Hochzeiten, gesellige „Runden“ etc. Es tut weh, wenn man merkt, dass trotz des zusätzlichen Aufwandes und unserer Bemühungen nichts „hängen bleibt“. Die Mitarbeiter vom Bräustüble müssen ihre Familien weiterhin zum Großteil vom Kurzarbeitergeld versorgen, was sich oftmals als sehr schwierig erweist. Aber wir wollen und müssen längerfristig denken und hoffen auf einen guten Sommer mit schönen Wetter und eine gute Biergartensaison. Wir vertrauen weiterhin auf das Wohlwollen unserer Gäste, der Brauerei und die gegenseitige Unterstützung der Kollegen/- innen. Dann werden wir auch diese Krise mit einem „blauen Auge“ überstehen.
Angela Müller, Servicemitarbeiterin im Bräustüble Ustersbach

"Jetzt würden wir seit 2 Minuten spielen"

Sebastian Schmid ist ein eingefleischter Fußballspieler beim TSV Ustersbach. Dabei bedeutet Fußball viel mehr als nur das Spiel am Sonntag, auch wenn der Wettbewerb und das Tore schießen wichtig sind. Der Fußball gibt eine Struktur vor, für die Woche und das Jahr. Zweimal in der Woche ist Training, am Dienstag und am Freitag. Am Freitagabend gibt es anschließend Essen und alle Fußballer sitzen in geselliger Runde im Sportheim. Da kommen dann auch die Freundinnen und Frauen dazu. Dieses Ritual läutet das Wochenende ein. Der Sonntag steht fast ganz im Zeichen des Fußballs. „Ab ein Uhr wäre ich auf dem Fußballplatz bis ungefähr acht Uhr abends.“ Der Fußball ist nicht nur für die Spieler, auch ihre Partnerinnen und Familien wichtig, sie sind bei den Spielen immer dabei. Auch für sie ist die Gemeinsamkeit ein wichtiger Teil ihres Lebens. Außerdem ist Sebastian ehrenamtlich Sportheimwirt, das macht zwei mal zwei Stunden in der Woche aus. „Alles weggefallen,“ sagt er.

Wie überall, ruht auch in Ustersbach im Zuge der Corona-Krise der Fußball und das Vereinsleben steht still. „Heute hätten wir gegen Königsbrunn gespielt.“, sagt er. Ustersbach spielt in der Kreisklasse und hatte auf dem vierten Tabellenplatz gute Chancen die Saison erfolgreich abzuschließen. Vor Beginn der Rückrunde, Ende Februar waren die Männer- und Frauenmannschaft noch im Trainingslager im Schwarzwald. Alle haben sich auf die kommenden Spiele gefreut. Danach war noch ein paar mal Training in Ustersbach, bevor der gesamte Spiel- und Trainingsbetrieb eingestellt wurde. „Unseren Trainer und die halbe Mannschaft habe ich seit dem letzten Training nicht mehr gesehen, nur über WhatsApp. Das ist das einzige Medium, über das ich auch mit meinen Freunden in Verbindung bin. Sie gehen mir ab“.

Um fit zu bleiben hat er begonnen privat zu laufen oder Fahrrad zu fahren mit Angie, seiner Freundin. „Wir machen jetzt mehr gemeinsam, z.B. Kochen.“ Das heißt aber auch mehr Essen und mehr aufpassen, um die Form und die Fitness zu halten. Aber es ist ihm jetzt auch möglich andere Dinge wahrzunehmen und eine Sicht für Dinge zu entwickeln, für die sonst keine Zeit bleibt.

Ab Montag, den 11. Mai ist auch im Amateurfußball wieder Training erlaubt. Der TSV Ustersbach beginnt aber vorerst nicht. Denn es muss der Platz in Viertelfelder eingeteilt werden und es dürfen immer fünf Leute auf einem der vier Felder trainieren. „Das ist kein Fußballtraining“ sagt er und obwohl die letzten Wochen ohne Fußball oft eintönig waren, kommt nur wenig Freude auf bei dem Gedanken, dass es jetzt wieder losgehen soll. Zudem muss ein ziemlicher Aufwand betrieben werden, ein Corona Beauftragter muss darüber wachen, dass alle Auflagen eingehalten werden. „Wir müssen in Trainingsklamotten kommen und unmittelbar danach wieder nach Hause gehen, dürfen nicht duschen und nicht im Sportheim zusammensitzen.“ Da die Saison ohnehin erst im September zu Ende gespielt werden darf, macht dieses Training für ihn wenig Sinn. Und außerdem hat er auch eine Verantwortung gegenüber seinem Arbeitgeber. Er ist in der glücklichen Lage, dass er seine Arbeit bei Riegele in der Flaschenabfüllung noch hat. Denn in anderen Geschäftsbereichen, sind die Kollegen in Kurzarbeit.

Fußball und das Sportheim sind in Ustersbach aber nicht nur für die aktiven Spielerinnen und Spieler sowie ihre Partner wichtig, auch für die älteren Fans, die zu jedem Spiel gehen. Für sie ist nicht nur der Fußball, sondern auch der regelmäßige Stammtisch weggefallen. Wenn jetzt die Bundesliga wieder startet, kann man zwar am Samstag in einem kleinen Kreis Fußball schauen, ersetzen kann das den TSV Ustersbach aber nicht. Um 15.02 Uhr am Sonntagnachmittag schaut er auf die Uhr und sagt:“ Jetzt würden wir seit zwei Minuten spielen.“
Luise Behringer

Wo ist Gott in dieser Zeit?

Der Shut Down hatte von einem Tag auf den anderen meinen Terminkalender geleert.
Meine Arbeit verlagerte sich einseitig auf Telefon und Computer.

Die Frage verschiedener Menschen, wo Gott in dieser Krise stecke, beschäftigte mich.
Immer mehr erkannte ich, dass Gott mitten drin ist. Und für mich konnte ich feststellen, ER geht ebenso treu an meiner Seite, wie eh und je.

Dass wir Menschen in unserem Alltag Gott meist übersehen und uns von anderen Mächten lenken lassen, das kann man an der Umweltzerstörung und der großen Ungerechtigkeit in unserer Welt erkennen.

Ich begegne Gott am stärksten in der Natur. Hier Orte zu schaffen, die uns seine Gegenwart wieder ins Bewusstsein rufen, die uns einladen, innezuhalten, zur Ruhe zu kommen und vielleicht sich auch von guten Gedanken oder einem Gebet inspirieren zu lassen, das wäre ein erster Schritt.

Mir fiel das verwilderte Wegkreuz auf, das zum Familienbesitz gehört.

Ich machte mich mit Spaten und Baumschere an die Arbeit ...

Wir alle sind eingeladen, Gott wieder neu in der Natur zu entdecken! Innezuhalten, sich auf IHN auszurichten und wieder gestärkt weiterzugehen.

Vielleicht entstehen ja mit Corona wieder mehr solche „Gott-Begegnungs-Orte“?
Gabi Kögel-Schütz

Eine kleine Geschichte

Neue Impulse, Reizwechsel, Reiselust, liebevolle Begegnungen, Freiheit und Freude an Neuem – alles bleibt im Moment eingeschränkt oder unmöglich.

Was kann denn in diesen ungewöhnlichen Zeiten besser über jene Defizite hinweghelfen als das lesen eines guten Buches, das einen hineinträumen lässt in eine Geschichte? Eine gedankliche und gefühlsmäßige fiktive „Reise“ in eine andere Welt wird dadurch wenigstens ein bisschen möglich.

Aus diesem Grund befindet sich fast immer ein „Bücherturm“ auf meinem Nachttisch, der in mir große Vorfreude erweckt.

Im Laufe der unsicheren Wochen der Corona-Krise, in der Büchereien und Buchhandlungen geschlossen waren, schrumpfte mein lieber Bücherstapel immer mehr. Als ich sämtliche Seiten meines allerletzten Buches gelesen hatte, empfand ich doch eine leichte Traurigkeit, dass zunächst mein Lesebedürfnis nicht gestillt werden kann.

Gerade in dem Moment erreichte mich die freudige Nachricht, dass die Bücherei Ustersbach einen Lieferservice nach Bestellung anbieten will. So eine geniale Idee!

Am Donnerstag gegen Abend bekam ich die Nachricht per WhatsApp „BÜCHER SIND VOR DER HAUSTÜR“

Ich kam mir vor wie ein kleines Kind, das voller Vorfreude und Erwartung das Nest des Osterhasen finden will. Ich fand die Tasche mit Büchern und einer lieben persönlichen Nachricht vor meiner Haustür. Welche Freude!

Herzlichen Dank dem Bücherei-Team für das tolle, außergewöhnlich Engagement. Was für eine geniale Idee! 
Ingrid Braun

Das Mauldäschleteam – Nähen für einen guten Zweck

Eine sehr gute Freundin fragte mich vor Wochen, ob ich mit meinen Strickmädels nicht Masken (Mauldäschle) nähen wollte. Ich schob diesen Gedanken beiseite, da ich in dieser freien Zeit ein Nähzimmer einrichten (geschafft!), putzen, räumen und garteln wollte.

Plötzlich wurde es ernst! Maskenpflicht beim Einkauf! Also – grübel, grübel, grübel Tag und Nacht - wie kann ich das organisieren? Stoffe habe ich zwar reichlich, da ich umweltfreundliche Taschen in der Freizeit nähe, aber alleine macht es keinen Spaß. Also bildete ich über WhatsApp eine Gruppe und machte den Mädels den Vorschlag Masken zu nähen. Anja Völk fragte ich, was sie davon hält und ob sie über die Aktiven Bürger Ustersbach (ABU) etwas organisieren könnte?

Die Resonanz auf die Idee war super, in kürzester Zeit hatten sich Näherinnen gefunden und wir begannen am 24. April Masken zu nähen. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen bildeten wir drei Zweierteams und teilten die Aufgaben auf: zuschneiden, nähen und bügeln, Gummi und Draht schneiden und einziehen. Alles in allem, ein ganz schöner Aufwand. Jede machte das, wozu sie Lust hatte und was sie am besten konnte. Der Austausch für die verschiedenen Arbeitsgänge funktionierte wie am Schnürchen. Ein Superteam hatte sich gefunden.

Als sich unsere Stoffe langsam zu Ende neigten, suchte jede zuhause nach entbehrlichen Stoffen und fragte bei Freunden und Bekannten nach, bis wir wieder genug Material hatten. Großer Mangel herrschte an Gummibändern, doch auch da tat sich ein Türchen auf. Thomas Germscheid bot über die ABU Gummibänder und Metallbügel als Spende an.

In der Zwischenzeit nähen wir fast täglich Masken, mittlerweile jede eigenständig zuhause, nachts träumen wir schon davon. Bei uns ist es schon soweit gekommen, dass mein Mann Haus-, Garten und Küchenarbeit übernommen hat, da ich ja jetzt etwas Wichtigeres zu tun habe. Bis zum 2. Mai hatten wir 152 Masken genäht, danach wagten wir uns an Kindermasken.

Dass wir so produktiv sein können, ermöglichen uns viele, denen ich an dieser Stelle herzlich danken möchte: unseren Männern für ihre Hilfe und Geduld, den Spendern von Stoffen und Zubehör für die Masken und ganz besonders unserem supertollen Team. Es ist schön zu wissen, dass wir uns in besonderen Zeiten so gut aufeinander verlassen können. Wenn ich in unseren Dorfbioladen komme, ist es jedes Mal eine Freude, wenn mir die Mauldäschle wie kleine Fähnchen aufgereiht an einer Schnur, entgegenlachen. Wir freuen uns, dass wir damit zum Schutz der Bevölkerung beigetragen haben. 
Henriette Biber

Die Vertreibung aus dem Paradies

Ich bin ja ein Münchner Kind, bin dort geboren, aufgewachsen und habe bis zu meinem Umzug nach Ustersbach dort mit meiner Familie auch gelebt. Meine Freunde kamen aus unterschiedlichsten Familien, vor dem Krieg v.a. aus jüdischen und nach dem Krieg aus amerikanischen Familien. Dann in den sogenannten 68er Jahren lernte ich viele Studenten aus unterschiedlichsten Teilen Deutschlands kennen. Es war eine aufregende Zeit.
Ich war immer interessiert an anderen Menschen, dieses Interesse sowie Reden war in unserer Familie essentiell. In meiner Offenheit für andere und für Neues und meiner Freude am Erzählen (bei mir kommt so schnell keiner zu Wort) bin ich sozusagen erblich vorbelastet, denn schon meine Großväter haben beruflich als Viehhändler und Hochzeitslader gern und viel geredet.

Durch die Beschränkungen der Corona Pandemie fehlen mir nun v.a. die Zuhörer und der Kontakt zu anderen Menschen. Ich bin mehr zuhause, gehe weniger raus (Veranstaltungen finden nicht statt) und fahre auch kaum mehr nach Augsburg zum Einkaufen. Der Besuch von Veranstaltungen oder Einkaufen heißt für mich eben auch ratschen, andere treffen und sich zugehörig fühlen. Das fehlt mir. Und ich merke, dass ich auch vorsichtiger geworden bin, so eine Art Hab-acht-Stellung anderen gegenüber habe oder mich nicht mehr an einem Geländer festhalte.
Allerdings habe ich jetzt auch festgestellt, dass man in Ustersbach fast alles bekommt, sogar Nähbedarf. Und es kümmern sich auch viele um mich, nicht nur diejenigen, die das immer schon machen. Beim Spazierengehen werde ich jetzt öfters gefragt, ob ich zurecht komme und ob ich etwas brauche.

Ich stimme ja zu, dass man vorsichtig sein muss es nicht mit Zusammensein übertreiben sollte, aber wenn man sich mit Abstand treffen kann, könnte man doch öfters kleine Treffen machen.

Das Bild „Die Vertreibung aus dem Paradies“ habe ich ausgewählt, da die schöne unbeschwerte Zeit vorbei ist, aber daraus etwas Neues entstehen kann. Vielleicht hat der Virus ja geholfen, dass man die sogenannten systemrelevanten Berufe jetzt mehr anerkennt und besser bezahlt.
Marianne Ralle

Systemrelevant - nichts steht still

Ich bin in der Jugendhilfe tätig, systemrelevant, täglich vor Ort in der Arbeit - für Familien, Jugendliche und Kinder - mit Kollegen und Kolleginnen. Wir müssen Entscheidungen treffen, was wir tun dürfen und was wir tun müssen. Welche Vorsichtsmaßnahmen sind machbar, was ist sinnvoll, was können wir speziell jetzt anbieten (Einkäufe, Spielmaterial, Telefonate…). Die neue Situation durch die Ausgangsbeschränkungen trifft uns alle und erfordert neue Ideen, Geduld, Durchhaltevermögen.

Zu Hause läuft der Alltag: Schule online, ein Spagat zwischen der dabei benötigten Unterstützung und der Arbeit in Augsburg, die geleistet werden soll. Als Vorsitzende des Vereins Jugendförderung müssen Entscheidungen  getroffen  und Veranstaltungen abgesagt werden. Planungen für die Zukunft werden schwierig, man ist unsicher. Neu gewählt in den Gemeinderat - ein erfreuliches Ergebnis der Aktiven Bürger Ustersbach – aber kein gemeinsames Feiern, Gratulationen auf Distanz.

Alles liegt scheinbar still. Mit Skype Konferenzen versuchen wir zu planen. In der Begleitung unserer Firmlinge denken wir über neue Möglichkeiten nach, Kirche zu erleben und informieren: Onlinegottesdienste, Emailkontakte. Meine pflegebedürftigen Eltern können nicht besucht werden – dafür viele Telefonate, das ist unbefriedigend und fällt schwer. Kontakte zur besten Freundin auf Distanz.

Whatsapp-Nachrichten und telefonieren ersetzen den direkten Kontakt nicht. Aber: das alles ist wichtig! Was ich neu lerne: der Begriff Solidarität wird wieder erfahrbar, ich schaue Menschen bewusster an und verabschiede mich mit „bleib gesund“. Ich erlebe mehr Geduld – beim Einkaufen, beim Warten an den Kassen. Der Fokus liegt verstärkt auf Möglichkeiten eines neuen Miteinanders: gemeinsam kreativ sein – Steine bemalen und aussetzen. Wie wichtig sind auf einmal kurze Gespräche beim Spazieren gehen, ein freundlicher Blick, positive Erlebnisse, Lob und die Hoffnung, dass es bald wieder besser wird. Familien rücken enger zusammen und man nimmt sich und seine Umwelt ganz neu wahr. Und: vieles, was selbstverständlich war, ist es nicht mehr und gewinnt an Wert. Ich bin neugierig (im positiven Sinn) was uns in der Zukunft erwartet und was wir aus dieser Krise lernen können.
Angelika Ortner

Gut Brot will Weile haben

Ein Artikel in der Tageszeitung stach mir ins Auge: „Gut Brot will Weile haben“. Dies wollte ich längst ausprobieren und Zeit dazu hat man in diesen Tagen genug. 
Im Dorf kaufte ich mir Bio-Roggen und Bio-Dinkelmehl, fing an Mehl und Wasser zusammen zu rühren und wartete auf die Gärung meines Anstellgutes. Doch die sah lange nicht so aus wie in der Anleitung und roch mehr nach Essiggurken als nach feinsäuerlichem Sauerteig. Auch das Backergebnis ließ zu wünschen übrig. Entweder war mein Brot zu hart und trocken oder der Teig zu weich, klebte in den Gärkörbchen fest und war kaum mehr herauszubekommen. 
Mein lieber Mann ist der Auffassung, weggeschmissen wird nichts und wir mussten den Misserfolg aufessen, natürlich mit nicht allzu großem Appetit. Das pampige Brot habe ich aber heimlich zu den Hühnern des Nachbarn geschmuggelt. Ich war nahe daran aufzugeben, doch ein guter Freund redete mir gut zu und Dank seiner Tipps wurde mein Ergebnis immer besser und das Brot schmeckt nun so wie ich es mir vorstelle: innen saftig, die Porung luftig mit einer traumhaften Kruste und dies funktioniert in einem ganz normalen Elektroherd. 
Sollten die Beschränkungen noch länger andauern, kann ich meinen Mann vielleicht noch überreden, mir einen Steinbackofen in den Garten zu bauen.  Auf alle Fälle wird bei uns auch in Zukunft Corona-Brot gebacken. „Auch Krisen haben gute Seiten"  
Barbara Krötz

Auf Abstand zusammenstehen - Zusammenstehen auf Abstand

Wie man es dreht und wendet: Corona hat uns längst erreicht und vieles im Umgang und Zusammensein mit unseren Mitmenschen verändert.
Neue gesetzliche Maßnahmen schreiben uns plötzlich vor, was wir tun und lassen sollen, um uns und andere vor Ansteckung zu bewahren. Und dies gilt auch fürs Einkaufen bei uns in der Naturoase, dem Dorfladen, hier in Ustersbach.
Nach Bekanntgabe der staatlich verordneten Einschränkungen wurden unsere Mitglieder, die direkt im Laden mitarbeiten, sofort über die neuen Vorschriften und deren strenge Einhaltung informiert, z.B. dass nur so viele Kunden in den Laden können, dass der geforderte Abstand gewährleistet ist. Das hat nicht nur deren Arbeitsweise beeinflusst, auch die Organisation hinter den Kulissen ist viel aufwändiger und komplizierter geworden. Ein nunmehr täglich mehrfacher Kontakt zu unseren Zulieferern ist unumgänglich. Die Waren wurden anfangs viel zu lange an den Grenzen aufgehalten, um sie rechtzeitig in die Regale zu bekommen, vor allem Gemüse und Obst. So manche Bestellung muss nun unsererseits in der Nacht losgeschickt werden, da auch unsere Lieferanten aus dem Homeoffice arbeiten und Dienstpläne wegen Arbeitsausfällen, bedingt durch die nun notwendige Kinderbetreuung, zeitlich neu organisiert werden.

Zum Glück sehen unsere Kunden die momentanen Einschränkungen nicht als Eingriff in ihre Freiheit und warten auch mal geduldig vor der Ladentüre, um die geforderten Abstandsregeln einzuhalten, wenn sich schon zu viele Personen beim Einkaufen im Laden befinden. Da kommt man ins Gespräch und erzählt sich, wie man die derzeitige Situation empfindet oder was man alles machen wird, wenn die Normalität wieder Einzug hält. Man möchte fast meinen, dass der eine oder andere froh ist über eine Pause im sonst so hektischen Alltag. Und dies alles in angemessenem Abstand!

Natürlich kann das Warten auch einmal länger dauern, da viele im Rahmen der Nachbarschaftshilfe für Ältere, Hilfsbedürftige, Nachbarn, Eltern und Verwandte miteinkaufen.
Wir können uns nur freuen über unsere verständnisvollen Kunden, die alle auf ihre Art mitarbeiten, um weiterhin ganz entspannt auf die nahe Zukunft zu blicken und viel Positives aus dieser Krise zu lernen!
Barbara Satzinger

Die Geschichte von Gabriele Braun

Acht Tage waren wir in Quarantäne bis wir das Ergebnis bekamen, dass Max nicht am Coronavirus
erkrankt war.Dank guter Nachbarschaft und Verwandtschaft waren wir bestens versorgt, die
Einkäufe wurden an die Haustür geliefert. Trotzdem fühlte ich mich schon ein wenig eingesperrt.
Nach dem erlösenden Anruf des Arztes, machte ich mich sofort auf den Weg zu unserer
Streuobstwiese. Bei wunderbarem Frühlingswetter erledigte ich den schon längst fälligen
Baumschnitt.
In der Woche vorher hatte der Wind unseren alten Zwetschgenbaum umgenommen, weil ein Teil
des Stammes morsch war. Ein Gutteil des Stammes wird unser Nachbar Markus in ein Kunstwerk
verwandeln, der andere Teil bleibt als Totholz stehen und dient Insekten als Lebensraum. Das beste
aber war, dass die Unterlage ausgetrieben hatte und blühte.
So schaut Frühling auch aus – Altes vergeht, Neues entsteht.
Gabriele Braun, Mitglied im AK Dorfleben

Die Geschichte von Luise Behringer

An den Hochschulen und Universitäten wurde der Veranstaltungsbeginn auf den 20. April verschoben, auch an meiner Hochschule in Benediktbeuern. Der spätere Beginn heißt für mich aber nicht längerer Urlaub, sondern am Schreibtisch zu sitzen, mit neuen Programmen zu kämpfen und digitale Lehrveranstaltungen für die Studierenden bereitzustellen.

Die schrittweise Verbannung des Lebens aus der Hochschule und dem ganzen Kloster ist sehr bedrückend und mittlerweile wissen wir auch, dass wir die Studierenden das ganze Semester allenfalls auf dem Bildschirm sehen werden. Gleichzeitig führt sie aber auch zu neuen, Mut machenden Erfahrungen, z.B. dass Studierende mit ihren Smartphones und Notebooks, die mich in der Lehrveranstaltung oft stören, sehr engagiert und zuverlässig arbeiten. Dadurch entwickelt sich ein ganz anderer Kontakt mit ihnen, der, so paradox das klingen mag, oft persönlicher ist als die persönliche Begegnung. Und während ich mir am Schreibtisch Aufgaben überlege, die sie auch gut in der Fernlehre bearbeiten können, sind sie schon dabei ein Webinar für eine kritische Diskussion einzurichten und ihre jetzt frei gewordene Zeit für die Unterstützung der Benediktbeurer Bevölkerung anzubieten.

De-Mail ermöglicht eine nachweisbare und vertrauliche elektronische Kommunikation. Zudem kann sich bei De-Mail niemand hinter einer falschen Identität verstecken, denn nur Nutzer mit einer überprüften Identität können De-Mails versenden und empfangen.

Wenn Sie uns eine De-Mail an die oben angegebene Adresse senden möchten, benötigen Sie selbst eine De-Mail-Adresse, die Sie bei den staatlich zugelassenen De-Mail-Anbietern erhalten.

Informationen, Erläuterungen sowie Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie auf der Website www.de-mail.de des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat. Über Ihre konkreten Möglichkeiten, De-Mail für die Kommunikation mit Unternehmen und Behörden zu nutzen, informiert Sie www.de-mail.info.